Das Gefühl der Verlassenheit verstehen und bewältigen

Menschen, deren Leben vom Gefühl der Verlassenheit dominiert wird, glauben, dass sie alle Menschen, die sie lieben, verlieren werden. Sie haben das Gefühl, dass es ihr Schicksal ist, alleine gelassen zu werden und alleine zu bleiben. Dies geht soweit, dass diese Personen auch in gut funktionierenden Beziehungen davon überzeugt sind, dass auch diese Verbindung scheitern wird. Sogar kurze und zeitlich begrenzte physische Trennungen vom Partner werden als problematisch erlebt und von der Überzeugung begleitet, dass der Partner möglicherweise nicht zurückkehren könnte. Diese Menschen klammern sich sehr an jene, die ihnen wichtig sind und machen sich dadurch von ihren Partnern oft emotional abhängig. Letztendlich mündet diese Einstellung im Gefühl der Verzweiflung.

Wie die Angst vor dem Verlassenwerden entsteht

In den meisten Fällen entwickelt sich die Angst vor dem Verlassenwerden bereits im frühen Kindesalter, häufig in der Zeit vor dem Spracherwerb. Dies ist auch der Grund, warum Menschen, welche an dieser Angst leiden, keine Erklärung für diese finden. In Situationen, in denen sie mit ihren Befürchtungen konfrontiert werden, reagieren sie völlig kindlich und sind davon überzeugt, dass sie völlig alleine sind und niemand für sie da ist.

Personen, die von der Befürchtung des Verlassenwerdens ständig begleitet werden, wurden als Kind oft vernachlässigt oder auch schlecht behandelt. In der Psychologie wird heute angenommen, dass sich Menschen in der Art des Umgangs mit Trennungen unterscheiden. Der Stand der Forschung lässt vermuten, dass es eine biologische Anlage für die Entwicklung solcher Verlustängste gibt. Erlebt ein solches Kind jedoch eine stabile Beziehung zur Mutter und anderen Bezugspersonen, sinkt die Wahrscheinlichkeit, solch starke Verlustängste und Gefühle der Verlassenheit im Erwachsenenalter zu entwickeln.

Das Gefühl der Verlassenheit in intensiven Beziehungen

Derartig starke Gefühle der Verlassenheit treten in der Regel nur in intensiven und intimen Beziehungen auf. Menschen mit solchen Ängsten haben diese Probleme auch in Freundschaften. Natürlich treten dann die Ängste meist in einer weniger starken Form als in intensiven Beziehungen auf. Doch das Verlaufsmuster ist in Freundschaften sowie in Beziehungen sehr ähnlich. Personen, welche das starke Gefühl der Verlassenheit in sich tragen, haben meist emotional unruhige und unbeständige Beziehungen oder vermeiden diese ganz. Schon die kleinste Veränderung beim Partner wird dramatisiert und schürt den Gedanken, verlassen zu werden. Gerade zu Beginn der Beziehung wird oft geklammert und im Laufe der Zeit spielen auch Eifersucht und Besitzgier eine große Rolle. So oder so steht die Gefahr, vom Partner verlassen zu werden, im Mittelpunkt des emotionalen Geschehens.

Aus gewohnten emotionalen Mustern ausbrechen

Auffällig ist, dass Menschen mit derartigen Verhaltensmustern, nach Partnern Ausschau halten, bei denen die Hoffnung auf eine stabile Beziehung zwar gerechtfertigt ist, jedoch nicht zwingend in Erfüllung gehen muss. Zweifel sind weiterhin angebracht und es macht oft den Anschein, als ob sich die gemeinten Personen von instabilen Liebesbeziehungen angezogen fühlen. Der Zustand der Instabilität ist ihnen seit der Kindheit bekannt und vertraut. Paradoxerweise ermöglichen sich die Betroffenen durch derartige Beziehungen, dass aus der Kindheit stammende Gefühl, immer wieder zu erleben. Dieses immer wiederkehrende Muster hat eine starke Anziehungskraft auf die Betroffenen und wird als sehr leidenschaftlich erlebt. Doch diese Leidenschaft wird mit dem erfüllenden Gefühl der Liebe verwechselt.

Die Bewältigung von nicht förderlichen emotionalen Mustern

Personen, welche oft mit dem Gefühl der Verlassenheit konfrontiert werden, müssen verstehen lernen, dass die Ursache dieses Gefühls weit zurück liegt. Wahrscheinlich ist es wie bereits erwähnt in der Kindheit entstanden. Es kann helfen, zu versuchen, sich diese vergangenen Bilder ins Bewusstsein zu rufen. Gleicht man das Vergangene mit aktuellen, vom Gefühl der Verlassenheit geprägten Ereignissen ab, wird man eine Verbindung herstellen können. Durch die Bewusstwerdung eines immer wiederkehrenden Musters, ist man letztendlich in der Lage, derartige Lebenssituationen besser zu erkennen und zu ändern. Auch bei der Wahl des Partners sollte auf Stabilität und Zuversicht Wert gelegt werden. So kann sich der Glaube, nicht mehr verlassen zu werden, mehr und mehr festigen.

In den meisten Fällen wird es hilfreich sein, sich bei der Bewältigung des Gefühls der Verlassenheit durch einen Psychotherapeuten begleiten zu lassen. Macht es den Anschein, dass sich bestimmte nicht förderliche Muster immer wieder wiederholen, sollte man das Angebot psychologischer Hilfe nicht ausschließen. Ein Therapeut kann diesen Veränderungsprozess unterstützen, der schließlich zu emotionaler Stabilität und Sicherheit sowie erfüllten Beziehungen führt.

Bild: © BeTa-Artworks – Fotolia.com

3 Kommentare

  1. Hallo Leute,

    gerade zu den Punkten „Aus gewohnten emotionalen Mustern ausbrechen“ und „Die Bewältigung von nicht förderlichen emotionalen Mustern“ habe ich mal eine interessante Anregung: Affirmationen – vielleicht ist euch der Begriff ja bekannt. Sie stellen eine wirkungsvolle Methode dar, sich in solchen, wie auch in vielen anderen Fällen selbst helfen zu können. Sie kosten nichts, man kann sie selber erstellen und anwenden und sie wirken. Wichtig dabei ist nur, das man die unvorteilhaften Glaubensmuster, die der Problemlage zugrunde liegen, aufspürt und wenn man sie gefunden hat, kann man mittels Affirmationen negative durch positive und selbst gewählte Glaubenssätze ersetzen. Auf http://www.wassindaffirmationen.de findet ihr Grundlagenwissen zu dem Thema, eine Step-by-Step-Anleitung für das Aufspüren negativer Muster und das Entwickeln positiver Affirmationen, sowie Tipps zur effektiven Anwendung. Affirmationen sind eine wirkungsvolle Möglichkeit, sich selbst zu helfen, das Beste aus sich und seinem Leben zu machen.

    Ich wünsche euch alles Gute,

    Micha

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    • Hallo Micha! Vielen Dank für deine Anregungen!

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  2. Ich halte Affirmationen für eine Vergewaltigung der eigenen Seele und eine Fortsetzung des Missbrauches den unsere Eltern an uns begangen haben. Sich zum positiven Denken zu zwingen anstatt die Gefühle so wie sie jetzt da sind anzunehmen ist genau das was uns als Kinder passierte. Dieses „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „Wenn du heiratest ist es wieder gut“ Gequatsche hat Generationen von Menschen ein abgespaltenes Leben beschert. Es ist eine Krücke für spirituelle Autisten. Das einzige das wirklich helfen kann ist diese tief verletzten innerlichen Teile radikal anzunehmen. Das ist meine Erfahrung. Punkt.

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