Empathie: Wie man einfühlsamer wird

Es ist ein wichtiges Gefühl, ohne dass zwischenmenschliche Beziehungen kaum möglich wären – die Empathie. Darunter versteht man allgemein die Fähigkeit, sich in andere Menschen einzufühlen, ihre Gedanken, Gefühle und Motive nicht nur zu verstehen, sondern auch nachzuvollziehen und darauf zu reagieren, zum Beispiel mit Trauer oder Mitleid. Empathie selbst ist dabei weniger eine Emotion, als eine Reaktion auf das Gefühl unseres Gegenübers. Unterschieden werden kann zwischen kognitiver und emotionaler Empathie. Bei der kognitiven Empathie können wir vom Geist her verstehen, was ein Anderer fühlt, während wir bei der emotionalen Empathie tatsächlich mit dem Anderen fühlen, was zu Mitleid und dem Impuls helfen zu wollen führt. Die Empathie ist einer der wichtigsten Faktoren in zwischenmenschlichen Beziehungen – ist sie vorhanden, kann sie uns näher zusammenschweißen. Mangelnde Empathie hingegen kann zu einem Bruch in Beziehungen führen. Auch wenn die Empathie dem Menschen zum Teil angeboren zu sein scheint, braucht es Achtsamkeit und Übung, um sie zu erhalten und im richtigen Moment ansteuern zu können. Auch ist nicht jeder Mensch gleich empathisch – der Grundstein ob und wie viel an Empathie wir besitzen wird oft schon in der frühen Kindheit gelegt.

Wie Empathie entsteht

Empathie ist angeboren – trotzdem kann sie beeinflusst werden. Dies geschieht bereits in der frühen Kindheit mit den richtigen Vorbildern, also einfühlsamen und sensiblen Eltern oder anderen Bezugspersonen, die die Gefühle ihres Säuglings und Kleinkindes wahr- und ernst nehmen. Wer schon früh einen Mangel an Zuneigung oder sogar Gewalt erfahren hat, entwickelt häufig auch einen Mangel an Empathie – was im extremen Fall zur frühen Straffälligkeit führen kann. Biologisch gesehen machen es uns die sogenannten Spiegelneuronen möglich, Empathie zu empfinden. Diese Nervenzellen sorgen dafür, dass beim Anblick eines leidenden oder sich freuenden Menschen dieselben Gehirnregionen in unserem eigenen Gehirn aktiviert werden. Dies macht sich allein schon beim Sehen eines Filmes bemerkbar, wenn wir mit den Protagonisten leiden oder Angst haben. Umso stärker aktiv sind diese Spiegelneuronen im direkten zwischenmenschlichen Miteinander und vor allem, wenn es sich um Menschen handelt, die uns wichtig sind.

Warum Empathie so wichtig ist

Empathie ist ein wichtiger Bestandteil um erfolgreiche Beziehungen zu führen, dies gilt im Privaten, wie im Job. Personen, die empathisch sind, vertrauen wir uns gern an und fühlen uns wohl bei ihnen. Auch ist ein Konflikt mit Empathie oft leichter zu lösen, da die Gegenseite besser verstanden und somit Kompromisse gefunden werden können. Mitgefühl statt Machtkampf – dies führt vor allem in der Partnerschaft zu mehr Harmonie und Zusammenhalt, aber auch Freundschaften können unter einem Mangel an Empathie leiden oder eben durch Mitgefühl gestärkt werden, denn dann werden geteiltes Leid zu halbem Leid und geteilte Freude zu doppelter Freude. Das gleiche gilt für den Job: Wer sich in andere hineinversetzen kann, handelt oft diplomatischer und erfolgreicher als Menschen, die stur ihren eigenen Kopf ohne Rücksicht auf andere durchsetzen.

Wie Sie empathischer werden können

Sie möchten Ihre eigene Empathie stärken? Auch wenn Sie nicht mit einem Überschwung an Mitgefühl geboren wurden oder es in Ihrer Kindheit nicht ausreichend entwickeln konnten, können Sie Ihr Mitgefühl sozusagen trainieren, mit folgenden Tipps:

1. Werden Sie achtsam

Um sich in andere hineinzuversetzen, muss man zunächst lernen zuzuhören und den anderen in seiner Individualität wahrzunehmen. Dies gelingt Ihnen, indem Sie aufmerksamer werden. Halten Sie sich selbst häufiger zurück und hören Sie bewusst zu – achten Sie dabei auch genau auf die Körpersprache und Mimik Ihres Gegenüber, denn diese nonverbalen Signale verraten uns häufig noch viel mehr darüber, wie es dem anderen gerade geht.

2. Zeigen Sie Emotionen

Nur weil wir nachempfinden, was ein anderer gerade fühlt, heißt das nicht, dass dieser das auch merkt. Um Ihre Empathie und gleichzeitig das Miteinander zu verbessern, können Sie trainieren emotional zu kommunizieren. Scheuen Sie sich also nicht Gefühle zu zeigen, zum Beispiel mit Ihrer Körpersprache. Dies können Sie nicht nur, indem Sie Ihren traurigen Freund in den Arm nehmen – Sie können seine eigenen Körpersignale außerdem direkt spiegeln. Sehr mitfühlende Menschen tun dies oft ganz von allein – das Gegenüber fühlt sich dadurch automatisch wahrgenommen und verstanden.

3. Zeigen Sie Interesse

Ihre Empathie können Sie auch dadurch stärken, indem Sie lernen, gezielt Fragen zu stellen. Mitfühlende Menschen stellen keine geschlossenen Fragen, die mit einem simplen „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten sind, sondern offene Fragen. Durch offene Fragen, die echtes Interesse ausdrücken, geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit auszuholen. Dadurch entwickeln sich offenere und intensivere Gespräche, die für beide Seiten sehr positiv sein können.

4. Stärken Sie Ihre Fremdwahrnehmung

Sie können Ihre Fremdwahrnehmung auch gezielt durch Übungen stärken. Wenn Sie einen Konflikt mit einer Person haben, nehmen Sie sich die Zeit, die einzelnen Positionen aus der jeweiligen Sicht – Ihrer Sicht und die des anderen – genau aufzuschreiben. Notieren Sie ebenso die Gedanken, die ein neutraler Beobachter in der Situation haben könnte. Dieser Prozess wird Sie unter Umständen schnell zu einer Lösung oder zumindest einem Kompromiss führen.

Wenn Sie sich den Wunsch, mitfühlender zu werden, immer wieder ins Gedächtnis rufen und diese Tipps beherzigen, können Sie mit der Zeit Ihre Empathie steigern – durch positive Rückmeldungen Ihrer Freunde oder in der Arbeitswelt wird sich dieser Prozess mit der Zeit außerdem ganz schnell verselbstständigen und es wird Ihnen wahrscheinlich schon nach kürzerer Zeit nicht mehr schwer fallen, sich in andere hineinzuversetzen.

Bild: © pressmaster – Fotolia.com

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