Autoaggression

Mit Autoaggression ist das selbstverletzende Verhalten – auch autoaggressives Verhalten genannt – gemeint. Die Besonderheit dieses Verhaltens ist es, dass die Aggression nicht gegen eine andere Person sondern gegen die eigene Person gerichtet wird. Bei dieser Verhaltensweise fügen sich die Betroffenen selbst Verletzungen oder Wunden zu. Dieses Verhalten weist in den meisten Fällen auf eine gestörte Wahrnehmung des Körperschemas hin und kann auch als Selbstbestrafung eingesetzt werden. Autoaggression tritt vermehrt in Kombination mit Essstörungen, dem Borderline-Syndrom, Traumata und Depressionen auf. Oftmals sind auch Pubertierende in bestimmten schwierigen Phasen davon betroffen.

Ursachen & Zweck von selbstverletzendem Verhalten

Aus Sicht der Psychoanalyse handelt es sich bei der Autoaggression um ein Abwehrverhalten. Anstatt empfundene Aggression der richtigen Person entgegenzubringen, wird dieses negative Gefühl nicht akzeptiert, verdrängt und gegen sich selbst gerichtet. Ein suizidaler Aspekt steht bei der Autoaggression nicht im Vordergrund. Vielmehr dient das autoaggressive Verhalten dem Spannungsabbau und wird vom Betroffenen als Erleichterung erlebt. Jedoch tritt nach einer gewissen Zeit ein Gewöhnungseffekt ein, der dazu führt, dass die Dosis des autoaggressiven Verhaltens erhöht werden muss.

Mögliche Formen der Autoaggression

Autoaggressives Verhalten kann in unterschiedlichen Formen auftreten. In den meisten Fällen wird die Haut durch Messer, spitze Gegenständen oder Klingen verletzt. Jedoch sind auch Selbstverletzungen mittels glühender oder brennender Gegenstände, kochendem Wasser, chemischer Substanzen, Quetschung oder Manipulation bereits vorhandener Wunden möglich. Desweiteren kann es auch zum Haare ausreißen, Einnahme von gesundheitsgefährdenden Substanzen oder Beißen in erreichbare Körperstellen kommen.

Häufigkeit

Untersuchungen haben gezeigt, dass Frauen fünfmal häufiger von Autoaggression betroffen sind wie Männer. Besonders im Teenageralter und in der Adoleszenz kommt es vermehrt zu selbstverletzendem Verhalten.

Umgang mit autoagressivem Verhalten

Auf Betroffenen kann es positiv wirken, wenn man auf sie nicht mit distanzierendem Verhalten reagiert. Außerdem ist es in Krisensituationen ratsam, das Gespräch nicht in Richtung Symptomatik zu lenken. Vielmehr sollte das Aufsuchen eines Experten (Psychotherapeut, Arzt oder Psychologe) gefördert und angestrebt werden.

Möglichkeiten der Heilung

Für das Umfeld ist autoaggressives Verhalten oft nicht verständlich und kann deshalb zu weiteren zwischenmenschlichen Konflikten führen. Umso wichtiger ist deshalb für die Betroffenen der Beginn einer Psychotherapie. Nur so kann das Problemverhalten verstanden, reduziert und schließlich geheilt werden. Der Psychotherapie stehen verschiedene Therapiekonzepte zur Behandlung zur Verfügung. Aber auch Angehörigen kann beispielsweise eine psychologische Beratung beim Umgang mit Betroffenen helfen. Autoaggression ist eine Art von Hilferuf und sollte deshalb sehr ernst genommen werden.