Psychohygiene: die seelische Gesundheit bewahren

Zähneputzen, Duschen, Haare kämmen – all diese Dinge gehören wie selbstverständlich zu unserem Alltag, wir halten unseren Körper und unser Umfeld sauber, damit wir uns besser und rein fühlen. Genauso sorgfältig sollten wir unsere Psyche pflegen, diese wird jedoch in unserer Gesellschaft nach wie vor vernachlässigt. Dabei trägt die Pflege der Psyche, ein Vorhaben, das sich unter Psychohygiene zusammenfassen lässt, einen großen Teil zur seelischen Gesundheit bei. Wie man Psychohygiene betreibt um mehr Zufriedenheit, Gelassenheit und seelisches Wohlbefinden im Leben zu erreichen, kann mit ein bisschen Übung gelernt und mit den richtigen Tipps gefördert werden.

Was ist Psychohygiene?

Unsere Psyche ist ebenso ein Teil von uns, wie unser Körper und dementsprechend sorgfältig sollten wir sie behandeln, vor allem wenn bestimmte Sorgen immer wieder an unserem Wohlbefinden nagen. Die Psychohygiene soll daher in erster Linie dazu dienen, die seelische Gesundheit zu erhalten oder wieder herzustellen, indem Stress und schlechte Erfahrungen ausreichend bewältigt werden. Die Psychohygiene strebt die Reinigung der Psyche von Sorgen, Ängsten, Wut, Neid oder ähnlicher negativer Gefühle, die unser Wohlbefinden beeinträchtigen, an. Um das zu erreichen, müssen wir negative Gedanken, Selbstkasteiung und immer wieder kehrende Sorgen lernen loszulassen und mit mehr Gelassenheit zu betrachten.

Ziele der Psychohygiene

Durch eine ausreichende Psychohygiene soll ein Zustand der Entspannung und Gelassenheit und ein inneres Gleichgewicht hergestellt werden. Dabei sollen natürlich nicht jede Form der Sorge und Gefühle verdrängt oder abgelegt werden. Mit Hilfe der Psychohygiene können Menschen jedoch lernen, Teufelskreise zu durchbrechen, Stress und Traumata zu bewältigen und dem Körper und der Psyche eine Pause zu gönnen. Durch die Befreiung von unnötigem Ballast können auf Dauer die seelische Gesundheit erhalten und ein zufriedener Alltag erreicht werden. Dies ist oft auch eine Lösung für körperliche Probleme wie Kopf-, Bauch- oder Rückenschmerzen, die einen immer wieder plagen und für die es keine krankheitsbedingten Ursachen gibt.

Vorgehen der Psychohygiene

Ein Schlüsselbegriff der Psychohygiene ist Achtsamkeit. Bevor die Psyche von Sorgen und negativen Gedanken gereinigt werden kann, müssen diese erst ausfindig gemacht werden. Der Ursache schlechter Gefühle sollte auf den Grund gegangen werden. Dafür müssen die eigenen Stimmungen achtsam beobachtet und analysiert werden. Es kann helfen, die schlechten Gefühle schriftlich festzuhalten. Um Achtsamkeit zu erreichen, ist ein entspannter Zustand Voraussetzung.

Um Psychohygiene effizient nutzen zu können, sollte also zunächst versucht werden Entspannung zu erreichen. Dies kann durch körperliche Methoden wie Atemübungen und Übungen zur Muskelentspannung unterstützt werden. Um schlechte Gefühle und Sorgen in einem Zustand der Entspannung richtig zu identifizieren, können auch bestimmte Leitfragen helfen. Schon das Aufspüren und bewusst machen bestimmter negativer Gefühle tragen einen großen Teil zur Reinigung bei. Mit der Zeit findet jeder das Vorgehen und die Methoden, die ihm persönlich am meisten helfen. Um vom Effekt der Psychohygiene zu profitieren ist schließlich wie bei der körperlichen Hygiene, eine regelmäßige Wiederholung der Psychohygiene der Schlüssel.

Tipps für den Alltag

Viele negative Gefühle, Sorgen und auch kleinere Traumata können durch wenige Tipps im Alltag schon bereinigt werden. Tiefer liegende Probleme, die sich nicht durch eigene Psychohygiene bereinigen lassen, sind jedoch häufig nur im Rahmen einer Psychotherapie wirklich zu lösen. Die folgenden Tipps zur Psychohygiene können jedoch bereits zu einem besseren Wohlbefinden, mehr Gelassenheit und Zufriedenheit im Alltag führen:

Leitfragen und Antworten schriftlich festhalten: Um die negativen Gefühle, die auf die körperliche und seelische Gesundheit schlagen zu identifizieren, sollte man täglich oder mehrmals die Woche Leitfragen wie „Was hat mich heute glücklich/unglücklich gemacht?“, „In welcher Situation war ich heute traurig/ängstlich/nervös/zufrieden/entspannt?“ und die dazugehörigen Antworten auf einem Zettel oder in einem kleinen Notizbuch festhalten. Mit etwas Abstand kann man die einzelnen Situationen bewerten und Wiederholungen aufspüren. So entwickelt man mit der Zeit ein Gespür für die negativen Gefühle, die einen unberechtigter Weise zu viel beschäftigen.

Übungen zur körperlichen Entspannung: Verschiedene Atemübungen und Entspannungstechniken schulen durch einen entspannten Allgemeinzustand gleichzeitig die Achtsamkeit, die eine wichtige Voraussetzung für die Psychohygiene ist. Welche Methoden individuell entspannend sind, kann jeder Mensch für sich selbst herausfinden – manche gehen gern spazieren, machen Yoga oder kommen einfach ein paar Minuten in einem gemütlichen, stillen Raum zur Ruhe.

Ablenkung finden: Wenn man merkt, wie sich Gedanken im Kreis drehen und zu keinem Ende kommen, kann es helfen bestimmte Ablenkungen zu finden, die die Aufmerksamkeit fordern und sich wiederholenden Sorgen zumindest für ein paar Stunden oder Minuten ein Ende setzen. Mit der Zeit kann man lernen „Stopp“ zu sagen und das hin und her wälzen immer gleicher Gedanken zu unterbrechen.

Wiederholung: Die Psychohygiene ist kein Verfahren, das von heute auf morgen sein volles Potential entfaltet. Wie beim Zähneputzen, Duschen und Sport machen ist es deshalb wichtig, sie regelmäßig zu wiederholen. Mit der Zeit werden die einzelnen Methoden und Entspannungstechniken zum Alltag dazu gehören und es wird sich merklich mehr Zufriedenheit einstellen.

Wenn man diese Tipps versucht im Alltag zu beherzigen und ausreichend zu wiederholen, wird sich schon nach kurzer Zeit ein reinigender und beruhigender Effekt einstellen und man lernt, ähnlich wie bei der Meditation, ungesunde Gedanken und Gefühle besser zu bewältigen – für einen zufriedenere und ausgeglicheneren Allgemeinzustand.

Bild: © Andrea Piacquadio – Pexels.com

2 Kommentare

  1. wann merke ich aber, dass ich mir alleine nicht mehr helfen kann? Also dass die negativen Gefühle zu stark sind und ich Hilfe von außen brauche?

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  2. Lieber zu spät als nie.

    Aber grundsätzlich würde ich mir professionelle Hilfe suchen, wenn ich merke, dass dieser gedankliche Teufelskreis meinen Tagesablauf einschränkt.

    Prinzipiell kann Jeder einen Psychiater aufsuchen, denn Jeder Einzelne hat irgendwo eine Leiche im Keller.

    Ich selbst habe mir Hilfe gesucht, als ich gemerkt habe, dass da etwas nicht stimmt und mein Körper sich gegen Irgendetwas zur Wehr setzt.

    Ich hatte mit Gewichtsverlust, Schlafstörungen und Panikattacken selbst auf der Arbeit zu kämpfen.

    Als ich dann mitbekam, dass es immer schlimmer wurde, habe ich mich direkt beim Hausarzt vorgestellt.

    Dort habe ich erstmal von den Symptomen berichtet und eine Vermutung über die Ursachen geäußert.
    Vieles konnte ich damals nicht erzählen, da das Meiste ja unterbewusst passiert.

    Aber schon das was ich berichtenn konnte, hat die Ärztin die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen.

    Ein Aspekt meiner Probleme besteht darin, dass ich große Angst vor Konfrontation habe und mich weder physisch noch verbal zur Wehr setzen kann bzw. konnte.

    Dadurch entstehen mir tagtäglich Situationen, die Angstzustände auslösen und die ich nur schwer beenden kann.

    Aber schon diesen Text zu schreiben hilft mir mich zu beruhigen und meine Lage sachlich zu überdenken.

    Um es kurz zu machen:
    Man sollte sich allerspätestens Hilfe suchen, wenn man kein Land mehr sieht, also keinen Ausweg aus der Situation hat.

    Ist man an diesem Punkt angelangt, sollte man zum Arzt gehen.
    Damit meine ich nicht, dass man anruft und einen Termin macht, sondern direkt hingeht und das akute Problem behandeln lässt!

    Man darf keine Scheu haben von seinem Problem zu berichten.

    Es reicht aus an der Rezeption zu sagen, dass man psychische Beschwerden hat.
    Ist man dann beim Arzt, kann man immernoch ausführlich werden.

    An diesem Punkt hat man bereits die größte Hürde genommen!

    Der schwerste Teil der Behandlung besteht darin, sich selbst einzugestehen, dass man ein Problem hat und dieses auch behandeln zu lassen.

    Ab hier hat man die Chance Alles anders zu machen; sein ganzes Leben umzukrempeln.

    Die Sorgen und Ängste, so sinnlos sie einem auch vorkommen mögen, haben eine Ursache und die gilt es zu beseitigen bzw. im Kopf soweit nachzubereiten, dass man nüchtern und sachlich darüber nachdenken kann und nicht von Emotionen übermannt wird.

    Als ich damals im Wartezimmer saß und darauf gewartet habe, dass ich drankomme, habe ich gezittert wie Espenlaub.
    Ich habe mir aber auch gesagt „Jetzt wird alles anders. Diesmal mache ich es besser und lasse mich nicht mehr unterbuttern.“

    Der Erfolg hat gar nicht lange auf sich warten lassen. Schon nach ein paar Sitzungen beim Psychotherapeuten habe ich eine nie dagewesene Kraft gespührt, denn dort hat man auch die Möglichkeit sich seine Last von der Seele zu reden und sich mental aufzubauen.

    Darum Kopf hoch! So schlimm die Situation auch sein mag, gibt es immer eine Möglichkeit zu verbessern.

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