Warum Frühlingsgefühle die Psyche jährlich zum Erblühen bringen

Jedes Jahr, wenn der Winter vorübergeht, die Tage wieder länger werden und die Natur ihr allererstes Grün hervorbringt, widerfährt vielen ganz ein besonderes Gefühl. Scheinbar unbegründet hebt sich die Laune und der Stimmungsbarometer steigt auffallend an. Die Frühlingsluft bringt einen ganz besonderen Duft mit sich und allerorts wird plötzlich wieder mehr gelacht und geflirtet. Dieses Hoch der guten Laune wird den berühmten Frühlingsgefühlen zugeschrieben. Doch was ist wirklich dran an diesem jahreszeitbedingten seelischen Wohlbefinden? Welche Auswirkungen hat der Frühlingsbeginn auf die Psyche und wie und für was kann man diese Zeit am besten nutzen?

Ein Phänomen der guten Laune

Parallel zum Erwachen der Natur wächst auch im Menschen nach dem Winter der Wunsch nach mehr Aktivität. Nach den düsteren und tristen Wintermonaten sorgt der Frühling für einen frischen Wind und mehr Energie. So manche Winterdepression verblasst und wird im schlimmsten Fall gegen eine Frühjahrsmüdigkeit eingetauscht. Der Mensch ist jahreszeitfühliger als er denkt. Dies ist am Drang nach Bewegung und Kontakt im Frühling nicht zu übersehen. Außerdem sinkt das Schlafbedürfnis und die Empfänglichkeit für erotische oder romantische Reize steigt. Der Frühling ist die Zeit der plötzlichen Glücksgefühle, des besonderen Frühlingsduftes und der Schmetterlinge im Bauch.

Mehr Licht sorgt für ein seelisches Hoch

Als wichtiger Auslöser für die Frühlingsgefühle wird das vermehrte Sonnenlicht im Frühling angesehen. Dadurch wird die Produktion von Melatonin gehemmt. Dieses Hormon ist unter anderem an der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt und überwacht außerdem die jahreszeitlich bedingten Veränderungen im Körper. Der hohe Melatoningehalt, welcher im Winter oft müde und antriebslos macht, wird im Frühling, beeinflusst durch das vermehrte Tageslicht, gegen einen niedrigen Melatoninspiegel eingetauscht. Dieser ist unter anderem für das Hochgefühl und die vermehrte Aktivitätsbereitschaft verantwortlich. Außerdem sorgt die vermehrte Lichtzufuhr für die Stabilisierung des Dopamin- und Serotoninhaushaltes. Diese Hormone sind für Glücksgefühle, Lebensfreude und gute Laune verantwortlich.

Der besondere Duft des Frühlings

Jedes Jahr wenn der Frühling Einzug hält, liegt ein ganz spezieller Duft in der Luft. Dieser Geruch ist oft der Anlass genug, um plötzlich in romantischen Erinnerungen zu schwelgen. Viele nehmen an, dass es sich bei dieser zarten Briese um den Geruch der ersten Blüten handeln muss. Jedoch täuscht diese Wahrnehmung, da es sich in Wirklichkeit um den modrigen Geruch des Mooses und des Laubes handelt. Die Mischung aus Blättern und Moos beginnt durch das vermehrte Sonnenlicht im Frühling zu faulen und ist somit die Ursache des sonderbaren Geruchs. Doch kann dieser Geruch ausreichen, um Frühlingsgefühle auszulösen. Der komplexe Geruchsappart des Menschen nimmt die Geruchsmoleküle über die Geruchsrezeptoren in der Nase auf. Von dort gelangen die Informationen ins Riechhirn und weiter ins limbische System, welches stark mit den Erinnerungen verknüpft ist. So ist es möglich, dass dieser besondere Geruch Jahr für Jahr wieder eine psychische Bewegtheit und intensive Empfindungen auslöst.

Die Zeit des Flirtens und des Verliebens

Doch kann der Frühling auch für ein regelrechtes Auf und Ab der Gefühle sorgen. Aufgrund der hormonellen Veränderungen in dieser Jahreszeit wird gerne geflirtet. Beim Mann kann im Frühling ein erhöhter Testosteronwert festgestellt werden. Dieses Hormon ist auch für das psychische Wohlbefinden wichtig und steigert somit die Kontaktbereitschaft. Bei Frauen konnte jedoch kein derart jahreszeitabhängiger Rhythmus der weiblichen Hormone festgestellt werden. Dass im Frühling jedoch vermehrt für Nachwuchs gesorgt wird, ist nicht wahr. Dies geschieht eher in den Monaten, welche aufgrund des Wetters und der Temperaturen zum Kuscheln einladen. Der Frühling ist jedoch die Zeit des Kennenlernens und Verliebens.

Weitere Gründe für das vermehrte Flirten und Daten in den Frühlingsmonaten sind wohl auch die wieder vermehrt auftretenden optischen Reize bei den potentiellen Flirtpartnern. Jeder zeigt im Frühling wieder gern etwas mehr Haut wenn die dicke Winterkleidung gegen figurbetonte oder luftige Kleidung eingetauscht wird. So kann es leicht passieren, dass man sich im Frühjahr verguckt und vielleicht sogar kennen- und lieben lernt.

Frühlingsgefühle verstärken

Zusammengefasst kann man sagen, dass Frühlingsgefühle etwas ganz besonderes sind und für die psychische Gesundheit sehr bereichernd sein können. Wenn man diese verstärken möchte, kann es hilfreich sein, sportliche Aktivitäten und sonnenreiche Spaziergänge in den Alltag einzuplanen. Psychotherapeuten raten außerdem dazu, sich den aufkommenden Gefühlen gegenüber zu öffnen und hinzugeben. Durch das Zulassen der Frühlingsgefühle könne Neues entstehen und eine seelische Reinigung stattfinden. Durch die aufkommende Aktivität könnten alt eingesessene Muster aufgebrochen und neu überdacht werden, so die Meinung der Experten.

Der Frühling bringt ein wunderbares Lebensgefühl mit sich, dass ausgekostet werden will. Am besten beginnt man sofort damit und genießt die frische und lebendige Brise, welche diese Jahreszeit mit sich bringt. Jetzt heißt es erst mal fühlen, genießen und die Seele baumeln lassen.

Bild: © Sergey Shmidt – Unsplash.com

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