Hilfe bei psychischer Belastung

Unsere Welt wird immer hektischer, unser Alltag immer anstrengender. Was vielen heutzutage an ihrem Arbeitsplatz abverlangt wird, kann nur mit Dauerstress bezeichnet werden. Überstunden, Multitasking, ständig neue Software und nicht selten Druck vom Chef und Mobbing unter Kollegen – all das kann der Psyche schon mal zusetzen. Aber nicht nur das berufliche Umfeld bietet jede Menge Nährboden für Belastungen der Seele. Beziehungen und Familien zerbrechen, fast jede zweite Ehe scheidet heute nicht mehr der Tod, sondern der Familienrichter. Eine psychische Belastung kann langfristig zu Stress, Burnout oder Nervenzusammenbruch führen. Ist die Belastungsgrenze erst einmal überschritten und der psychische Stress ist zum Dauerzustand geworden, ist es oft schwer und langwierig, wieder stabil und voll einsatzfähig zu werden. Wie eine psychische Belastung entsteht, woran Sie eine solche erkennen und wie Sie sich schützen können – dieser Artikel erklärt es.

Psychische Belastung – was ist das?

Von einer psychischen Belastung sprechen wir, wenn wir unter einer bestimmten Situation entweder am Arbeitsplatz oder im Privatleben so leiden, dass unsere seelische Widerstandskraft nicht mehr ausreicht, um sie bewältigen oder ausgleichen zu können.

Diese psychische Widerstandskraft wird auch als Resilienz bezeichnet und ist individuell ganz unterschiedlich stark ausgeprägt. Sie wird von biologischen, sozialen und biographischen Faktoren beeinflusst. Bei einer dauerhaften psychischen Belastung kann es langfristig zu ernsthaften Störungen und Erkrankungen im psychischen Bereich kommen. Hierzu zählen beispielsweise Angststörungen, Depressionen, Burnout, Boreout und Suchterkrankungen.

Welche Ursachen hat eine psychische Belastung?

Psychische Belastungen können durch dauerhafte Belastungssituationen im beruflichen oder privaten Bereich entstehen. Am Arbeitsplatz kommt es am häufigsten zu einer psychischen Belastung vor allem durch folgende Situationen:

  • Arbeiten in Großraumbüros, oft unter Zeitdruck und mit strammen Deadlines
  • ständig wechselnde Aufgaben
  • ausschließliche Arbeit am Bildschirm
  • mangelnde Stressresistenz
  • autoritäre Vorgesetzte
  • schlechtes Betriebsklima bis hin zu Mobbing

Gründe für eine psychische Belastung im privaten Bereich sind vor allem:

  • Tod eines nahestehenden Menschen
  • Trennung oder Scheidung
  • schwere Krankheit eines Angehörigen
  • ständige Geldsorgen und Zukunftsängste

Welche Symptome zeigt eine psychische Belastung?

Hierzu ist es zunächst wichtig zu wissen, dass die Symptome nicht bei allen Menschen die gleichen sind, sondern sehr unterschiedlich ausfallen können.

Fast immer ist ein untrügliches Anzeichen für eine psychische Belastung eine starke innere Unruhe und Anspannung. Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit deuten ebenfalls oft auf eine psychische Belastung hin. Leider werden diese Symptome von vielen übersehen bzw. nicht ernst genommen, da sie aufgrund unseres stressigen Alltags einfach für „normal“ gehalten werden – ein notwendiges Übel, das man eben in Kauf nehmen muss, wenn man seinen Alltag meistern und den Job nicht verlieren will.

Anzeichen für eine psychische Belastung sollten jedoch keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Hören Sie in sich hinein – wie fühlen Sie sich den überwiegenden Teil des Tages? Ein Alarmsignal ist auf jeden Fall, wenn das Gefühl der Unruhe und Anspannung nicht auf kurze Momente beschränkt ist, sondern fast den gesamten Tag einnimmt. Ist dies bei Ihnen der Fall? Dann sollten Sie etwas unternehmen, damit Sie auf lange Frist ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit erhalten können.

Welche Auswirkungen hat eine psychische Belastung?

Eine psychische Belastung kann ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Über die bereits erwähnten Zustände von Anspannung und Unruhe hinaus kann es zu ernsthaften psychischen Störungen kommen, die nicht selten eine Psychotherapie oder eine andere Art der Behandlung erforderlich machen. Zu solchen Störungen gehören beispielsweise:

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Schlafstörungen
  • psychosomatische Schmerzstörungen
  • Somatisierungsstörungen (körperliche Beschwerden, die durch psychischen Stress hervorgerufen werden)

Eine häufige Folge von psychischen Belastungen ist auch, dass der Betroffene in eine Abhängigkeit gerät – z.B. von Alkohol, Medikamenten oder Drogen. Denn viele versuchen zunächst, ihre Probleme mit Suchtmitteln zu betäuben und geraten früher oder später in eine Abhängigkeit von der betreffenden Substanz, welche am Ende die Grunderkrankung sogar noch verschlimmert.

Was ist der Unterschied zwischen einer psychischen Belastung und einer Posttraumatischen Belastungsstörung?

Nicht jede psychische Belastung ist eine Krankheit. Es gibt Mittel und Wege, eine Belastung ohne ärztliche Hilfe zu überwinden. Anders sieht es bei der sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) aus. Eine solche Störung ist auf jeden Fall als psychische Erkrankung zu bezeichnen. Eine PTBS tritt als akute oder verzögerte psychische Reaktion auf eine Situation oder ein Erlebnis auf, die den Betroffenen extrem belastet. Auslöser für eine PTBS sind meist mit Lebensgefahr und Todesangst verbunden und können z.B. sein:

  • ein schwerer Unfall
  • eine Naturkatastrophe
  • eine Kriegshandlung
  • ein Gewaltverbrechen, wie z.B. eine Vergewaltigung, sexueller Missbrauch oder ein Tötungsversuch

Die meisten Betroffenen erleben Gefühle wie Angst bis hin zu Todesangst, Schutz- und Hilflosigkeit sowie Kontrollverlust. Eine solche Belastungsstörung kann zeitnah nach dem traumatischen Erlebnis oder auch zeitverzögert auftreten. Es gibt sogar Fälle, in denen erst Jahrzehnte nach dem Erlebten die ersten Symptome der Störung auftraten. Anzeichen für eine Posttraumatische Belastungsstörung können sein:

  • Schuld- und Schamgefühle bis hin zum Selbsthass
  • häufiges Wiedererleben, wie ständige belastende Erinnerungen, Flashbacks, Alpträume
  • Vermeidung im Sinne von Gleichgültigkeit, Teilnahmslosigkeit und Stumpfheit gegenüber dem Umfeld, ebenso Vermeidung von Situationen, die Erinnerungen an das traumatische Erlebnis wachrufen könnten
  • Mangelnde Leistungsfähigkeit bzw. Fähigkeit, den Alltag zu bewältigen
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen, erhöhte Reizbarkeit
  • erhöhtes Risiko, an einer Depression oder Angststörung zu erkranken.

Was für Hilfe gibt es bei einer psychischen Belastung?

Wenn eine anhaltende psychische Belastung dauerhaft ignoriert wird, kann das schwerwiegende Konsequenzen haben. Nicht selten sind Burn-out, Depression, Erschöpfung und Arbeitsunzufriedenheit die Folge einer Belastung. Und ebenso im körperlichen Bereich kann es zu Problemen kommen, wie z.B. Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Magenprobleme oder chronische Rückenschmerzen.

Die Ursachen hierfür sind sehr oft in der beruflichen Situation, nicht selten jedoch auch in privaten Umständen zu finden. Wo auch immer die Gründe für die Probleme liegen, sie sollten auf keinen Fall ignoriert werden. Doch wo können Betroffene Hilfe finden?

In der Firma können dies die folgenden Ansprechpartner sein:

  • der Betriebsarzt
  • die betriebliche Interessenvertretung
  • die betriebliche Sozialberatung
  • der/die Vorgesetzte(n)

Hier kommt den Führungskräften eine große Verantwortung zu, um ihre Mitarbeiter vor psychischem Stress zu schützen. Finden sich Hinweise auf Erschöpfung und andere psychische Probleme, sollten Vorgesetzte angemessen darauf reagieren können – beispielsweise, indem Sie dem Betroffenen ein Gespräch anbieten oder nach Möglichkeit durch eine neue Strukturierung und Verteilung von Aufgaben eine Entlastung herbeiführen.
Viele Unternehmen bieten mittlerweile Schulungen an, um Symptome einer psychischen Belastung bei ihren Mitarbeitern rechtzeitig erkennen und entsprechende Unterstützung gewähren zu können. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, an einem sogenannten EAP (Employee Assistance Program = Mitarbeiter-Unterstützungs-Programm) teilzunehmen. Hier findet eine Zusammenarbeit mit einem externen Beratungsinstitut statt, das bei psychischen Problemen wie Angststörungen, Depressionen oder Burnout berät.

Professionelle Hilfe außerhalb der Firma können Betroffene hier finden:

  • Selbsthilfegruppen für Betroffene und/oder Angehörige
  • Hausarzt
  • Psychologe, Psychotherapeut oder Psychiater
  • in Notfällen: Sozialpsychiatrischer Dienst oder Ambulanzen Psychiatrischer Krankenhäuser

Was können Sie selbst tun, um eine psychische Belastung zu überwinden?

Sicher ist in vielen Fällen der Gang zum Psychologen unvermeidlich. Dennoch gibt es nicht wenige Dinge, die Sie tun können, um psychische Probleme zu lindern oder vielleicht sogar ganz zu beseitigen. Hier die wichtigsten.

Meiden Sie die belastende Situation

Wenn es möglich ist – meiden Sie die Situation, die Sie belastet. Zumindest eine zeitweilige Distanz zur Problematik ist oft sehr hilfreich, um einen Weg aus der Belastungssituation zu finden.

Suchen Sie sich eine(n) Vertrauten(n)

In einer psychisch belastenden Situation ist es oft eine große Hilfe, sich einem nahe stehenden Menschen anvertrauen zu können. Dies kann ein guter Freund, ein Angehöriger oder der Partner sein. So ist es möglich, das Problem durch die Augen eines anderen zu sehen, und es ergeben sich oft Wege aus der Krise, die man alleine nicht gesehen hätte.

Lesen Sie einen Ratgeber

Für jede Lebenssituation sind heutzutage Ratgeberbücher zur Selbsthilfe* verfügbar. Allerdings gibt es hier einen sehr breiten Markt, und die Qualität lässt oft zu wünschen übrig. Die Qualität eines solchen Ratgebers lässt sich gut aufgrund der Erfahrungen und Qualifikationen des Autors einschätzen. Auch in Internetforen Betroffener kann man Empfehlungen für gute Ratgeberbücher erhalten.

Lernen Sie Entspannungstechniken

Wer sich in einer Situation der dauerhaften psychischen Belastung befindet, erlebt einen Zustand von ständiger geistiger und körperlicher Anspannung. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Autogenes Training können hier sehr hilfreich sein, diese Anspannung zu lindern. Auf diese Weise bekommt der Betroffene wieder einen klaren Kopf und ist besser in der Lage, Entscheidungen zu treffen.

Suchen Sie einen besonderen Ort auf

Viele Menschen suchen sich einen ganz besonderen Ort, wo sie ihre Sorgen abgeben und neue Kraft tanken können – nicht umsonst wird ein solcher Ort auch als „Kraftort“ bezeichnet. Dies kann ein bestimmter Baum im Park oder im Wald sein, ein ganz besonderer einsamer Abschnitt am Ufer eines Sees oder die Dünen des Meeres. Es kann aber auch schlicht und einfach die vertraute Umgebung der eigenen vier Wände oder das Haus der Eltern sein. Auch ein Tapetenwechsel in Form eines Urlaubs kann bei seelischen Belastungen oft Wunder wirken.

Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe

Auch wenn es möglicherweise etwas Überwindung kostet – aber der Besuch einer Selbsthilfegrupe kann bei psychischen Problemen äußerst hilfreich sein. Allein die Tatsache, mit seiner Last nicht mehr allein dazustehen, ist für viele Betroffene sehr heilsam und ermutigend. Im Schutz der Gruppe und mithilfe des Austauschs von Erfahrungen kann man schneller zur Lösung des Problems kommen als allein.

Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe anzunehmen

Psychische Probleme entstehen nicht von jetzt auf gleich, sondern haben in der Regel eine langjährige Geschichte hinter sich. Um die ganze Komplexität einer psychischen Belastung zu erkennen und zu verarbeiten, ist eine Psychotherapie sehr gut geeignet – und in vielen Fällen auch unumgänglich, wenn der Betroffene es nicht schafft, sich aus eigener Kraft aus der Situation zu lösen. Halten die psychischen Probleme bereits seit mehr als sechs Monaten an, sollte ein erfahrener Psychotherapeut konsultiert werden.

Fazit

In einer Zeit, in der die Anforderungen sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich ständig größer werden, leiden immer mehr Menschen an einer psychischen Belastung. Wird eine solche Belastung nicht erkannt und ihr entgegengewirkt, können ernsthafte psychische Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder Angststörungen die Folge sein. Ist der Betroffene nicht in der Lage, sich selbst aus der belastenden Situation zu befreien, kann eine Psychotherapie sehr hilfreich sein.

Bild: © Dmytro Flisak – Fotolia.com

1 Kommentar

  1. Manchmal scheint mir die Belastung fast schon Normalität zu sein. Da der Prozess meist schleichend ist, bemerkt man oft lange Zeit nicht, dass man sich selbst zu viel zumutet. Vielen Dank auf jeden Fall für den schönen Beitrag und die nützlichen Tipps.

    Lieben Gruß.

    Sebastian

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