Psychisch labil – was tun?

Jeder kennt es – es gibt Tage, da hat man einfach den Blues, da hat man an gar nichts Freude und sieht einfach alles nur schwarz. Hin und wieder mal einen „schlechten Tag“ zu haben, ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Wie sagt man so schön? Auf die Nacht folgt der Tag, auf das Dunkel das Licht, auf Regen die Sonne. Kritisch wird es jedoch, wenn der Zustand der psychischen Labilität längere Zeit anhält oder öfter als gewöhnlich auftritt. Wann emotionale Instabilität noch normal, wann sie bereits krankhaft ist, welche Symptome und welche Ursachen sie hat und wie Sie sich helfen (lassen) können – in diesem Artikel erfahren sie es.

Psychische Labilität – was sind die Symptome?

Sie merken, dass Sie emotional nicht stabil sind, wenn:

  • Ihr Gemütszustand sich innerhalb kurzer Zeit von einem Extrem ins andere verändert.
  • Sie manchmal ohne Grund unendlich traurig sind.
  • Sie oft weinen, ohne den Grund zu wissen, bzw. ohne dass es einen gibt.
  • Sie oft negative, fatalistische Gedanken haben.
  • Sie sich überdurchschnittlich oft müde und teilnahmslos fühlen.

Was sind die Ursachen für psychische Instabilität?

Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass ein Mensch emotional labil wird. Ursachen einer psychischen Labilität können körperlicher, seelischer und hormoneller Natur sein.

Körperliche Ursachen

  • Unterzuckerung (Hypoglykämie): Ein Mangel an Glukose kann zu Reizbarkeit, Erschöpfung und starken Stimmungsschwankungen führen.
  • Magnesium-Mangel: Ein Mangel an diesem wichtigen Mineralstoff kann nicht nur wechselnde Stimmungen, sondern sogar Depressionen und Panikattacken zur Folge haben.
  • Natrium-Mangel: Ein Mangel an Natrium erhöht das Risiko von Schlappheit und erheblichen Stimmungsschwankungen.

Seelische Ursachen

  • Stress: Wahrscheinlich ist ständiger Stress die häufigste Ursache für emotionale Instabilität. Alltagsstress schlägt sich, wenn er zum Dauerzustand wird, unweigerlich in unserem Gemütszustand nieder.
  • Borderline-Störung: Hier handelt es sich um die sogenannte emotional instabile Persönlichkeitsstörung, die meist in der Jugend oder sogar bereits in der Kindheit entsteht. Kennzeichnend für diese Krankheit ist eine gestörte Regulierung der Emotionen mit sehr schnellen und nicht vorhersehbaren Veränderungen der Stimmung.
  • Manisch-depressive Erkrankung (bipolare Störung): Die Betroffenen leiden unter extremen Stimmungsschwankungen – von „himmelhochjauchzend“ bis „zu Tode betrübt“. Diese Schwankungen wechseln sehr schnell und nicht vorhersagbar einander ab.

Hormonelle Ursachen

  • Bei Jugendlichen sind emotionale Schwankungen oft eine Folge der Pubertät.
  • Bei Frauen können Gründe für emotionale Labilität ein prämenstruelles Syndrom, eine Schwangerschaft bzw. postnatale Depression oder die Wechseljahre sein.

Was können Sie tun, um (wieder) emotionale Stabilität zu erreichen?

Nicht jeder, der – vielleicht nur phasenweise – psychisch etwas labil ist, braucht gleich eine psychotherapeutische Behandlung. Es gibt recht gute Methoden und Strategien, wieder ins Gleichgewicht zu kommen und emotional stabiler zu werden. Und dies sind die wichtigsten:

1. Umgeben Sie sich mit psychisch stabilen Menschen!

Wenn Sie sich häufig mit Menschen umgeben, die selbst emotional nicht stabil sind, wird sich das früher oder später auch auf Ihren Gemütszustand auswirken. Drama ist leider ansteckend. Anzeichen dafür, dass Ihnen ein Kontakt nicht gut tut, ist, wenn Sie sich in der Gegenwart der betreffenden Person fast immer erschöpft und regelrecht „ausgelaugt“ fühlen. Beenden Sie solche „Freundschaften“, die Ihnen mehr schaden als wohl tun und umgeben Sie sich mit positiven, emotional stabilen Menschen.

2. Seien Sie achtsam!

Unter Achtsamkeit verstehen wir, dass wir uns in jedem Moment und in jeder Situation dessen, was wir gerade tun, bewusst sind. Klingt einfacher, als es ist. Denn bei vielen Menschen ist dies nicht der Fall. Da gehen die Gedanken auf Wanderschaft – zum nächsten Arzttermin, zum bevorstehenden Supermarkteinkauf, und die eigenen Handlungen verlaufen automatisiert, aber nicht mehr bewusst und damit nicht achtsam. Fakt ist jedoch, wer ein achtsames Leben führt, ist oft psychisch stabiler. Eine gute Methode, um Achtsamkeit zu erlernen, ist die Meditation. Lernen Sie Meditationstechniken, die Ihnen helfen werden, (wieder) in Ihre Mitte zu gelangen.

3. Denken Sie positiv!

Auch wenn dies wie eine Binsenweisheit klingt: Je positiver Sie denken, umso zufriedener werden Sie sein. Denn mit positivem Denken ist es einfacher, eventuell aufkommende negative Gedanken und Gefühle zu kontrollieren und zu kanalisieren. Machen Sie sich das positive Denken zu eigen. Anfänglich kann das nicht einfach sein, aber wenn es zur dauerhaften Gewohnheit wird, werden Sie über kurz oder lang automatisch positiv denken.

4. Lernen Sie, Ihre Gedanken „aufzusplittern“!

Ein psychisch stabiler Mensch kann in der Regel sehr gut seine Gedanken aufteilen – das bedeutet, er ist in der Lage, die Lebensbereiche, die im Moment vielleicht stressig oder in andere Weise negativ sind, konsequent aus den anderen Bereichen seines Lebens herauszuhalten.

Beispiel: Es gibt Probleme in der Partnerschaft. Ein emotional stabiler Mensch trägt diese Probleme nicht an den Arbeitsplatz. Im Job wird er trotz privater Schwierigkeiten positive Energie verbreiten und seine Arbeit tadellos erledigen.

Anderes Beispiel: Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt: Jemand, der gerade am Arbeitsplatz Probleme hat, lässt diese im Büro. Wer psychisch stabil ist, lässt nicht zu, dass sein Familienleben unter diesen Belastungen leidet.

Wenn Sie also wissen, woher Ihr Stress und Ihre Belastungen stammen, können Sie diese auf die entsprechenden Lebensbereiche begrenzen.

5. Achten Sie auf sich!

Wie sagte einst ein berühmter deutscher Dichter? „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Genau so ist es. Sie können sich nicht um Ihre psychischen Probleme kümmern, wenn Ihre Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Schließlich kann man schlecht den zweiten Schritt vor dem ersten tun, oder? Sorgen Sie also dafür, dass Sie sich gesund und ausgewogen ernähren und regelmäßig essen. Und schlafen Sie ausreichend! Es ist erwiesen, dass das Gehirn besser arbeiten kann, wenn man ausgeschlafen und ausgeruht ist. Und je besser das Gehirn arbeitet, umso psychisch gesunder ist sein Träger.

Wer schafft es allein, wer braucht Hilfe?

Wir alle kennen seelische Hochs und Tiefs, gute und weniger gute Tage. Viele Menschen kommen mit ihrem seelischen Auf und ab sehr gut zurecht. Die vorstehenden Tipps können sehr hilfreich sein, emotionale Schwankungen in den Griff zu bekommen. Oder ein Austausch mit dem Partner oder Freunden hilft, wieder in das innere Gleichgewicht zu kommen.

Nicht immer jedoch reicht das aus. Dauert der Zustand der psychischen Labilität mehrere Wochen an oder kommen die „Anfälle“ in immer kürzeren Abständen und werden immer intensiver – und das womöglich ohne erkennbaren Grund – sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden.

Ist dies bei Ihnen der Fall, scheuen Sie sich nicht, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen! Ein erfahrener Psychotherapeut wird in einem Erstgespräch feststellen, ob sie an einer psychischen Erkrankung leiden und gegebenenfalls eine individuell auf Ihre Probleme abgestimmte Behandlung einleiten.

Bild: © Photographee.eu – Fotolia.com

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